Wie kann ich mit Freund*innen über meinen unerfüllten Kinderwunsch sprechen? Das ist eine häufige Frage von meinen Klient*innen. Zu Beginn eines Gesprächs ist die Fragestellung oft nicht so klar. Es ist dann meine Aufgabe herauszufinden, worum es der/dem Klient*in geht, was sie mit dem Gespräch erreichen möchte.
Hierzu habe ich ein Beispiel aus meiner Paxis mitgebracht:

 

Lisa möchte von ihrer Freundin verstanden werden.

Meine Klientin – nennen wir sie Lisa – erzählt davon, wie es ihr gelingt, mit einigen Freundinnen gut über ihren Kinderwunsch zu sprechen, mit anderen aber gar nicht gut.
Nach zufälligen Begegnungen mit einer Freundin blieb jedes Mal so ein komisches Gefühl. Verabredet hatten sie sich schon lang nicht mehr. Vor einem Treffen hatte Lisa Angst. Denn die Freundin würde sie dann bemitleiden – es müsse ihr ja schlecht gehen, weil sie keine Kinder habe. So beschrieb Lisa die Haltung der Freundin.

Sie wünschte sich einfach, dass die Freundin es doch verstehen müsse, wie es ihr gehe. Denn auch wenn die Freundin Kinder hat, hatte sie auch eine Fehlgeburt erlebt so wie Lisa.

Da sei so ein Schleier zwischen ihnen. Der soll einfach weg.

Nun ist es nicht so einfach, einfach etwas wegzumachen. Dafür ist es notwendig erst einmal herauszufinden. Was denn stattdessen da sein soll. Um sich darüber Klarheit verschaffen zu können, frage ich Lisa ob sie sich die Situation mit Hilfe einer Methode anschauen möchte. Das frage ich immer, bevor ich eine Methode anwende.

 

Der Einstieg in die Methode

Wir schauen uns eine einzelne Begegnung mit der Freundin an, eine Situation, die irgendwie blöd lief und ein komisches Gefühl bei der Klientin zurückließ.

Davon ausgehend gehen wir die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) durch.

Beim 3. Schritt – dem Blick auf die Bedürfnisse – wird Lisa klar, was sie braucht und sich wünscht. Und dass ganz unabhängig von der Freundin.

„Ich möchte selbstbestimmt entscheiden, ob und wieviel ich mit jemanden über meinen Kinderwunsch spreche.“

„Ich brauche Wertschätzung für mich als Person, egal, ob ich Kinder habe oder nicht.“

Ja, genau!

Sehr zentrale Bedürfnisse!

 

Es ist so wichtig, die eigenen Bedürfnisse klar zu erkennen, um besser für sich sorgen zu können.


Hach, ich liebe die Gewaltfreie Kommunikation und solche Momente in meinen Gesprächen.

Durch das Aufdröseln der Situation in die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation erhält Lisa die Chance, erst mal bei sich selbst herauszufinden, was sie will und was sie braucht.

Natürlich wäre es schön, wenn die Freundin sich „besser“ verhalten würde, aber darauf hat Lisa keinen Einfluss.

Und natürlich wäre es noch toller, wenn die Freundin erahnen würde, was Lisa gerade braucht, aber Hellsehen kann eine Freundin leider auch nicht.

Lisa hat verstanden, dass sie ihrer Freundin die Verantwortung für die komische Situation gegeben hat. Die solle doch einfach verständnisvoller sein und „richtig“ mit ihr umgehen.

Durch diese Erkenntnis und mit Hilfe der 4 Schritte der GFK ist es ihr möglich, nun anders auf ihre Freundin zuzugehen.

Lisa reflektiet am Ende das Gespräches, dass die GFK ihr geholfen hat, ihre Gedanken und Gefühle zu strukturieren. Ihre Gedanken seien nun viel klarer.

 

Lisa könnte (hier knapp skizziert) zu ihrer Freundin sagen:

Neulich bei unserer Begegnung hast du die Stirn in Falten gezogen, hast kurz „Hallo“ gesagt und dich umgedreht.

Dabei fühle ich mich traurig und unbehaglich.

Denn ich brauche Wertschätzung für mich, auch wenn ich kein Kind habe und ich möchte selbst bestimmen, wieviel wir über das Thema sprechen.

Ich erzähle dir gern, wie es mir geht. Könntest du mir bei einem Treffen einfach da sein und zuhören?

 

Mein Fazit

Wir wünschen uns alle, dass wir von unseren Mitmenschen verstanden werden. Dann wir leben in Beziehungen. Beziehungen sind lebenswichtig.

Ich finde, beide Menschen in einer Beziehung (ob Partner*in, Freund*in, Eltern) haben eine Verantwortung für die Kommunikation.

Wir versuchen die Verantwortung für unsere Gefühle an die andere Person abzugeben, wie Lisa. Das passiert.

Wir vergessen dabei, dass wir selbst für uns verantwortlich sind. Auf welchen Boden eine Aussage der Freundin trifft, weiß die Freundin nämlich gar nicht. Und wenn wir ihr nicht sagen, oh, das tut gerade weh, dann hat sie wenig Chance etwas zu verändern.

Dafür müssen wir aber erst einmal wissen, was in uns passiert, welche Gefühle ausgelöst werden und welche Bedürfnisse dahinterstecken. Das ist uns oft gar nicht klar. Wenn wir das erkennen, dann können wir uns selbst helfen und das mit einer Ich-Botschaft und einer Bitte an unser Gegenüber formulieren.

 

Wenn du dir auch klarer über deine Gefühle werden möchtest, vereinbare ein kostenloses und unverbindliches Kennlerngespräch mit mir. Das Gespräch dauert ca. 20 Minuten und wir finden heraus, ob wir zueinander passen und worum es dir bei einem Beratungsprozess gehen würde. Einfach hier klicken. Dann kommst du zu meinem Kalender und kannst einen Termin auswählen.