Ich bin bekennende Systemikerin :). Die systemische Haltung passt einfach wunderbar zu mir und ich zu ihr. Denn in meiner Tätigkeit als Beraterin bei unerfülltem Kinderwunsch beobachte ich gern Systeme (wie ein Paar oder ein Team) und finde es immer wieder spannend, wie sich Aussagen und Handlungen aufeinander auswirken. Der Fokus meiner Gespräche liegt also auf deinen Stärken und orientiert sich daran, Lösungen im Umgang mit Problemen zu finden.
In der Systemischen Beratung und Therapie gibt es eine große Vielfalt an Methoden. Die einen liegen mir mehr als die anderen. 😉
Drei dieser Methoden möchte ich dir hier vorstellen.
- Reframing
- Timeline
- Tetralemma
Methode Nr. 1: Reframing
Reframing bedeutet, etwas Gesagtem oder Erlebtem eine neue Bedeutung zu geben, es umzudeuten und in einen anderen, neuen Rahmen (Frame) zu stellen.
Ein Refraiming für Starrsinn/Sturheit könnte so aussehen:
- Du kannst deine Ziele konsequent verfolgen,
- du kannst deine Position unter allen Umständen halten,
- du lässt dich von anderen nicht so schnell in Zweifel bringen,
- du weißt, was dir wichtig ist und stetzt dich dafür ein.
Schon zu Beginn der Gespräche nutze ich neben der Würdigung deiner Situation gern ein Reframing und immer wieder während eines Gesprächs.
Für was ist ein Reframing nützlich?
Es hilft
- andere Aspekte in den Dingen, Handlungen und Worten wahrzunehmen.
- weitere Bedeutungen und Bewertungen zu entdecken
- andere Verhaltensweisen, anderes Erleben und Denken zu ermöglichen.
Praxisbeispiel für ein Reframing
Ein Klient von mir erzählte in einem Gespräch, seine Mutter sagte immer wieder, er wollte schon als Baby nicht gestillt werden, solche Aussagen stetzen sich in seinem Leben fort. Ich sage dann zu ihm, dass er vielleicht etwas anderes gebraucht hätte als gestillt zu werden (statt zu verallgemeinern: „Aha, sie sind also oft ablehnend.“). Meine Aussage hat ihn sehr beschäftigt und er konnte aus dem „Ich mache immer alles falsch und bin dagegen.“ den Satz entwicklen: „Ich habe gespürt und spüre auch heute noch, was ich brauche.“ Das sind zwei sehr verschiedene Rahmen für die Situation.
Witze sind übrigens Klassiker des Reframings. Es wird ein bildlicher Spannungsbogen gebildet, der in der Pointe refraimed, also umgedeutet wird.
Eine Giraffe und ein Häschen unterhalten sich. Sagt die Giraffe: „Häschen, wenn du wüsstest, wie schön das ist, einen langen Hals zu haben. Das ist sooo toll! Jedes leckere Blatt, das ich esse wandert langsam meinen langen Hals hinunter und ich genieße diese Köstlichkeit soo lange.“
Das Häschen guckt die Giraffe ausdruckslos an.
„Und erst im Sommer, Häschen, ich sag dir, das kühle Wasser ist so köstlich erfrischend, wenn es langsam meinen langen Hals hinunter gleitet. Das ist soooo schön, einfach toll einen so langen Hals zu haben. Häschen, kannst du dir das vorstellen!?“
Häschen ohne Regungen: „Schon mal gekotzt?“
Methode Nr. 2: Die Timeline
Ich nutze besonders gerne „lebendige Methoden“, die der Visualisierung dienen und Klarheit bringen, im Wortsinn Erkenntnisse „greifbar“ und vor allem fühlbar machen. Dazu sind Seile sehr hilfreich. Eine „Seiltechnik“ ist die Arbeit mit einem Zeitstrahl, der als Timeline bezeichnet wird.
Bei einer Timeline wird ein Seil auf den Boden gelegt. Eine Richtung ist die Zukunft, die andere Richtung ist die Vergangenheit. Eine Stelle „markiert“ das Hier und Heute.
Mögliche allgemeine Fragen können sein:
- Wie geht es jetzt?
- Wie war es an einem bestimmten Punkt in der Vergangenheit?
- Wie ist es, wenn man in der Zukunft ist und zurückschaut?
- Wie werde ich/ werden wir das Problem bewältig haben?
Praxisbeispiel für die Timeline
Konkret auf den Kinderwunch bezogen habe ich eine Timeline z.B. einmal mit einem Paar angewendet, die die Sorge hatten, dass die nächste Zeit, die nächsten Jahre zu sehr von ihrem Kinderwunsch belastet werden. Also haben wir uns zunächst „das Heute“ angeschaut.
- Was sind für Befürchtungen da?
- Was gelingt schon heute gut?
Dann sind wir in die Zukunft gegangen, 5 Jahre später, und haben zurückgeschaut mit den Fragen
- Angenommen, Ihr habt die 5 Jahre mit dem Kinderwunsch gut verbracht, was hat euch dabei geholfen?
- Welche Werte möchtet ihr verfolgt haben?
- Was soll in den letzten 5 Jahren (neben dem Kinderwunsch) wichtig gewesen sein?
- Wie fühlt sich das an, wenn wir das geschafft haben?
Als Antworten können dann so Themen aufkommen wie die eigene Gesundheit (Fitness, Ernährung), berufliche Entwicklung, Hobby, Freunde, Familie, die Partnerschaft….
Wenn diese großen Themen genannt werden, schauen wir auf jeden Punkt gennauer. Welches Hobby möchte ich wie verfolgt haben? Was ist dann? Wie genau soll es sein? Wie wäre es gut?…. Was ist mir für die Partnerschaft wichtig? Wie wollen wir miteinander umgegangen sein, damit es uns heute (also immer noch in der Zukunft) miteinander gut geht?
Zu welchem Thema genau ich mit meinen Klient*innen eine Timeline lege und welche Fragen ich stelle, ist sehr individuell.
Weitere Themenfelder können Entscheidungen sein. Wie wird es uns gehen (oder ergangen sein), wenn wir uns für eine bestimmte Behandlung entscheiden? Wenn wir kinderlos bleiben? Wie werden wir auf die heutige Zeit zurückschauen? Was hat uns in der Krise geholfen?….
Aber zum Themen Entscheidungen nutze ich eine andere Methode noch viel lieber, nämlich folgende:
Methode 3: Das Tetralemma
Mit einem sogenannten Tetralemma lassen sich typische Dilemma-Situationen gut anschauen, Entscheidungssituationen, bei denen sich beide Entscheidungen nachteilig anfühlen. Den Klient*innen kann die Situation klarer werden und es fällt ihnen dadurch leichter, eine Entscheidung zu treffen. Aus den zwei gegensätzlichen, scheinbar unlösbaren Seiten werden vier Seiten (eigentlich sogar fünf) gemacht. Die Fragen, die gestellt werden, sind oft fremd und irritierend – aber gerade das ist das Tolle. Die Klient*innen haben dadurch die Möglichkeit, mal in ganz neuen Bahnen zu denken bzw. zu fühlen.
In der Methode tut man so, als hätte man sich entschieden und fühlt sich in die entschiedene Situation ein. Die Fragen zielen auf die Gefühle, Körperempfindungen und Gedanken ab.
Fragen, für die ein Tetralemma passend sein kann, sind
- Will ich (noch) ein Kind?
- Will ich die Behandlung weiterführen?
- Kann ich mir eine Samenspende vorstellen?
- Möchte ich noch einen Versuch mit meinen Eizellen ausprobieren oder eine Eizellspende angehen?
- Mitten im Kinderwunsch: Möchte ich meinen aktuellen Job weiter „aushalten“ oder mir einen neuen Job suchen?
In der Methode stelle ich dann in den jeweiligen Feldern folgende (und noch mehr) Fragen:
1. Stell dir vor du entscheidest dich für ein Kind. Was ist dann? Was fühlst du, spürst du? …
2. Stell dir vor, du entscheidest dich gegen ein weiteres Kind? …
3. Stell dir vor beides ist möglich, was ist dann? …
4. Stell dir vor keins von beiden ist möglich? …
Danach stellen sich die Klientin und und ich außerhalb dieser Felder hin, ich trenne die Felder mit einem weiteren Seil ab und frage:
5. Stell dir vor, nichts von all dem ist möglich und noch nicht einmal das? Was ist dann?
Puh, ganz schön fremd und verwirrend. Oder?
Praxisbeispiel für ein Tetralemma
Die Klientin hat zwei Kinder und beim dritten Versuch mehrere Fehlgeburten erlitten. Der Wunsch nach einem weiteren Kind war genauso da wie die Angst vor einer weiteren Fehlgeburt. Es stand also die Frage im Raum: Möchte ich ein weiteres Kind?
Die Klientin stellte fest, wenn sie sich für eine weiteren Versuch entscheidet, läuft alles so weiter wie bisher. Was allen eine gewisse Stabilität bringt, sich aber sehr einengend für sie anfühlte. Außerdem bringt das viele Ängste mit sich, wieder eine Fehlgeburt zu erleiden.
Bei der Entscheidung gegen ein Kind habe sie wieder mehr Freiheiten, sie kann sich weiterentwicken, vor allem beruflich. Aber das hat große Auswirkungen auf die Familie. Dabei kam dann das Thema der Partnerschaft an die Oberfläche. Welche Auswirkungen haben beide möglichen Wege auf die Partnerschaft bzw. auch auf die elterliche Verantwortung. Im Moment übernimmt die Klientin viel Verantwortung für die Kinder und auch für Ihren Partner. Wenn sie wieder in den Beruf einsteigt, wäre es notwendig, dass der Partner mehr Verantwortung für sich und für die Familie übernimmt.
Durch das Tetralemma wurde der Blick der Klientin weiter, die Zusammenhänge klarer und sie hatte nun die Gelegenheit, ins Handeln zu kommen, d.h sie ging mit ihrem Partner ins Gespräch. Sie konnte nun benennen, was ihr wichtig ist. Das war vorher sehr diffus. Und auch wenn die Fragen 3-5 im Beispiel scheinbar nicht auftauchen, haben sie ihren Beitrag geleistet, die Situation klarer zu sehen.
Welche systemischen Methoden ich noch benutze
- Arbeit mit inneren Anteilen
- Externalisierungen
- Skalierungen
- Systembrett
- Methaphern
- Zirkuläre Fragen
- Skulpturen
- Genogramm bzw. Familienkarte
- Wunderfrage
- …
Die Methoden kann man natürlich auch in den virtuellen Raum übertragen. Sie sind dann etwas anders, aber das ist ja kein Nachteil. Das ist nur ein anderer Rahmen, siehe Reframing. 🙂
Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Klientinnen und Klienten mir ihr Vertrauen schenken und sich mit mir in diese Methoden und damit auf eine Reise begeben. Eine Reise, um die eigene innere Landschaft und die Verbindungen (und Verzwickungen) im außen besser kennenzulernen, zu verstehen und auch zu verändern.
Du driftest auf deiner Kinderwunschreise gerade übers offene Meer und findest kaum Halt? Du würdest gern das Steuer wieder in die Hand nehmen und dich standfester und sicherer fühlen? Dann nimm deinen Mut zusammen und vereinbare ein kostenloses Erstgespräch mit mir. Einfach hier entlang. Der Link führt direkt zu meinem Kalender. Ich freue mich darauf, dich kennenzulernen.
Welche Methode interessiert dich noch? Hinterlass gern einen Kommentar.